Rundbrief Ausbildung 03 | 2017 erschienen

Der Ausbildungsmarkt 2017: stabil – mit großen regionalen und beruflichen Unterschieden

Medaillen für Deutschland in Abu Dhabi
Wenn aus einem Land die zweitbesten Betonbauer oder Wassertechnologie-Fachleute weltweit kommen, dann muss das ein gutes Zeichen für das System der Berufsausbildung sein. Was junge Menschen erreichen können, wenn sie einen Beruf in Deutschland erlernt haben, war jüngst in Abu Dhabi zu besichtigen. Bei den Berufsweltmeisterschaften schnitt das deutsche Team hervorragend ab. In 51 Disziplinen verglichen sich vom 15. – 18. Oktober die jungen Fachleute.
Dabei holten die Stahlbetonbauer Medin Murati und Timo Schön aus Bayern die Silbermedaille.
Das gelang auch Patrick Gundert aus Rheinland-Pfalz im Demonstrationswettbewerb „Water Technlogy“ (Wassertechnologie). Der 17-jährige Jonas Wanke aus Berlin erreichte Bronze bei „IT Software Solutions for Business“ (Informationstechnologie-Lösungen im Geschäftsleben). Bronze gab es auch für Autolackierer Jonas Heinze aus Hessen.

Ungleichgewichte regional und in einzelnen Berufen
Die Bilanz für den Ausbildungsmarkt 2016/17 ist stabil – so fasst es Bundesagentur für Arbeit-Vorstand Raimund Becker zusammen. Angebot und Nachfrage zeigten sich nahezu ausgeglichen. Auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen kamen 105 gemeldete Bewerber.
Es gibt allerdings erhebliche regionale und berufsfachliche Ungleichgewichte. Sie haben sich gegenüber den Vorjahren verstärkt.
Seit 1. Oktober 2016 haben insgesamt 547.800 Bewerber bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern Hilfe für die Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Praktisch genauso viele wie im Vorjahr – obwohl es weniger Schulabgänger gab.
Von Oktober 2016 bis September 2017 wurden insgesamt 549.800 Berufsausbildungsstellen gemeldet, ähnlich viele wie im Vorjahreszeitraum (+2.800). Der überwiegende Teil sind betriebliche Ausbildungsstellen; sie verzeichnen ein leichtes Plus von 4.100 auf 521.900.
Allerdings waren in Süddeutschland, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und im Saarland deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerber gemeldet. Im Gegensatz dazu fehlten betriebliche Ausbildungsstellen vor allem in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Bewerber für Bäckerei und Fleischerei fehlen
In einigen Berufen ist die Chance auf eine Ausbildungsstelle deutlich höher als in anderen. So fehlten Bewerber vor allem für Hotel- und Gaststättenberufe sowie für viele Handwerksberufe, zum Beispiel im Lebensmittelhandwerk und im Lebensmittelverkauf – namentlich Fleischerei und Bäckerei – in der Orthopädie- und Rehatechnik oder in Bau- und Ausbauberufen. Das gegenteilige
Bild zeigt sich in Büro- und Verwaltungsberufen, in der Kfz-Technik, der Informatik oder in der (Zahn-)Medizinischen Fachassistenz. Hier überwiegt das Interesse der Bewerber die Zahl der vorhandenen Stellen.

BA-Vorstand Becker bleibt optimistisch in puncto Nachvermittlung: „Wenn Bewerber auch Alternativen jenseits ihres Traumberufes in Erwägung ziehen und Betriebe sich hinsichtlich nicht ganz so guter Kandidaten offen zeigen, bin ich optimistisch, dass in der
Nachvermittlungszeit noch Ausbildungsverhältnisse zustande kommen“.

Abkommen mit 19 Ländern
Die internationale Vorbildwirkung des deutschen Berufsbildungssystems belegen auch mehrere bilaterale Abkommen: 19 Länder – von Costa Rica bis Griechenland – haben mit dem Bildungsministerium Abkommen geschlossen. Denn eines scheint klar: Eine gute Berufsausbildung mit betrieblichem und schulischem Anteil steht für eine geringe Arbeitslosigkeit. Darüber und über andere interessante Themen zur beruflichen Ausbildung sind hier Informationen zu finden.

Bilanz des Ausbildungsmarkts 2017/18

Fleischereien und Bäckereien fehlt Nachwuchs

Die Lage am Ausbildungsmarkt zeigte sich im Jahr 2016/2017 stabil. Angebot und Nachfrage waren rein rechnerisch nahezu ausgewogen. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz fielen jedoch nach Region, Berufswunsch oder Qualifikation verschieden aus. So lautet die Bilanz der Bundesagentur für Arbeit.

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Handwerk punktet bei Auszubildenden

Fast 4.000 Jugendliche mehr als im Vorjahr (plus 2,9 Prozent) haben bis zum 30. September 2017 eine Ausbildung im Handwerk begonnen. Insgesamt schlossen die Handwerksbetriebe 135.038 neue Ausbildungsverträge.
Wer weiter sucht: rund 19.000 Ausbildungsplätze sind noch zu besetzen – viele davon in Ostdeutschland.

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Lehrstellen im Handwerk finden: #Einfach machen mehr

Berufseinstieg verläuft reibungslos für die meisten Ausbildungsabsolventen

Rund zwei Drittel der Ausbildungsabsolventen werden direkt vom Ausbildungsbetrieb übernommen. Die meisten kommen nahtlos in Beschäftigung – ohne arbeitslos zu werden. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung analysierte die Daten von mehr als 15.000 Ausbildungsabsolventen in den Jahren 2013 und 2014.

IAB-Studie

Berufsberatung an Schulen intensivieren

Die Bundesagentur für Arbeit will Schülerinnen und Schüler kontinuierlich bei der Berufsorientierung beraten und begleiten. Dabei sollen die moderne Kommunikationswege, zum Beispiel Soziale Medien, mehr genutzt werden. Außerdem sollen Berufsberater stärker an den Schulen präsent und auch für Eltern erreichbar sein.

Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung neu ausgerichtet

Berufs-Weltmeisterschaften 2017 in Abu Dhabi

Silber und Bronze für deutsches Team

Silbermedaillen gewannen die Stahlbetonbauer Medin Murati und Timo Schön sowie Wassertechnologe Patrick Gundert. Bronze holten der 17-jährige Schüler und Software-Entwickler Jonas Wanke und Autolackierer Jonas Heinze. Außerdem brachten die besten deutschen Talente 19 Exzellenzmedaillen von der Berufs-Weltmeisterschaft aus Abu Dhabi nach Hause. Mit ihrem Können
zeigten sie, wie hochwertig das deutsche duale Bildungssystem ist. Die Bundeskanzlerin war Schirmherrin der deutschen Nationalmannschaft.

Deutsches Nationalteam freut sich über Auszeichnungen

Junge Talente zeigen Stärke der dualen Berufsausbildung

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Duale Berufsbildung weltweit gefragt

19 Länder weltweit fördern die berufliche Bildung nach deutschem Vorbild

Das deutsche Modell der beruflichen Bildung findet international immer mehr Nachahmer, steht es nicht zuletzt für eine geringe Jugendarbeitslosigkeit. Das Bundesbildungsministerium unterstützt 19 Staaten dabei, Berufsbildungskonzepte zu entwickeln und einzuführen. Partner sind zum Beispiel Griechenland, die Slowakei, Mexiko, die USA, Indien, Costa Rica und Tunesien.

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Weltweit Kontakte knüpfen für Anbieter von Weiterbildung

Die vom Bundesbildungsministerium gegründete Initiative iMOVE unterstützt deutsche Weiterbildungsanbieter dabei, im Ausland Kontakte zu knüpfen. Praxisbeispiele zeigen, wie Auszubildende, Berufsschullehrer und Ausbilder in Indien oder Kolumbien nach deutschem Vorbild geschult werden.

iMove: Training – Made in Germany

Strategie der Bundesregierung zur internationalen Zusammenarbeit in der Berufsbildung

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Anerkennung ausländischer Qualifikationen

23.000 Anträge auf Berufsanerkennung im Jahr 2016

2016 wurden über 23.000 Anträge auf Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen gestellt, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 19.200 Antragsteller (+15 Prozent) bekamen eine volle oder teilweise berufliche Anerkennung.

Potenzial internationaler Fachkräfte nutzen

Anerkennungszahlen des Statistischen Bundesamtes

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Tausendste Förderzusage für Anerkennungszuschuss

Ohne den Anerkennungszuschuss hätte Maria Gradinaru aus Spanien das Anerkennungsverfahren nicht bezahlen können. Mit der Anerkennung in der Tasche hofft sie auf einen besseren Arbeitsplatz und bessere Bezahlung. Neun von zehn Antragstellern erhalten eine Förderzusage für den Zuschuss. Die Förderung läuft noch bis zum 30. September 2019.

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Bildungsabschlüsse von Flüchtlingen

Flüchtlinge brauchen Sprachkenntnisse und Berufsabschlüsse, um in Arbeit zu kommen

Fast zwei Drittel der Geflüchteten, die Arbeitslosengeld-II erhalten, haben keinen Berufsabschluss. Bei den Beratungs- und Vermittlungsangeboten der Jobcenter steht der Abbau von Sprachdefiziten an erster Stelle. Die meist jungen Flüchtlinge sind aber hoch motiviert. 64 Prozent haben einen Integrationskurs besucht, zehn Prozent einen berufsbezogenen Deutschkurs. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat 2016 rund 500 syrische und irakische Flüchtlinge befragt.

IAB-Kurzbericht: Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten im SGB II

Flüchtlinge haben Schul-, aber kaum Berufsabschlüsse

64 Prozent der Geflüchteten geben an, einen mittleren oder weiterführenden Schulabschluss zu besitzen. Allerdings haben 72 Prozent keinen Berufs- oder Hochschulabschluss. Um auf dem deutschen Arbeitsmarkt anzukommen, wollen 42 Prozent eine Berufsausbildung machen, 25 Prozent wollen studieren.

Repräsentative Erhebung von IAB, BAMF und SOEP

Tipps und Termine

Kleine und mittlere Unternehmen für Ausbildung 4.0 fit machen

Mit der Broschüre „Ausbildung im digitalen Wandel“ informiert das Bundesbildungsministerium über neue Projekte des Programms Jobstarter Plus. Diese machen kleine und mittlere Unternehmen fit für die digitale Ausbildung: mit Methodik und Didaktik, neuem Ausbildungsmarketing oder Zusatzqualifikationen. Die Broschüre gibt einen Überblick über geförderte Projekte, damit sich
Betriebe vor Ort mit ihnen vernetzen.

Broschüre „Ausbildung im digitalen Wandel“ (PDF)

Deutschlandweit Azubis finden

Wie können kleine und mittlere Unternehmen motivierte und interessierte junge Azubis auch aus weiter entfernten Regionen gewinnen? Wie und wo können sie suchen? Welche finanzielle Unterstützung gibt es fürs Vorstellungsgespräch, für Miete, Lebensunterhalt und Heimfahrten? Wie kann man jungen Azubis helfen, damit sie im Betrieb und in der neuen Umgebung heimisch
werden? Informationen dazu gibt es in der Ratgeber-Broschüre des Bundesbildungsministeriums.

Broschüre „In die Ferne schweifen“

Ausbildung in Teilzeit – Möglichkeiten zur Finanzierung des Lebensunterhaltes

Mitunter absolvieren junge Eltern und Jugendliche, die Angehörige pflegen, eine Berufsausbildung in Teilzeit.
Dabei reicht die Teil-Ausbildungsvergütung nicht, um den Lebensunterhalt zu sichern. Deshalb können sie staatliche Leistungen beantragen. Die Broschüre informiert über die gesetzlichen Regelungen zur Teilzeitausbildung, über Finanzierungsmöglichkeiten und Beratungsstellen.

Broschüre „Ausbildung in Teilzeit“

Broschüre des Bildungsministeriums: „Nachhaltig im Handel(n)“

Unternehmen, berufliche Schulen und überbetriebliche Berufsbildungsstätten können angehenden Kaufleuten konkret vermitteln, nachhaltig zu wirtschaften. Das fängt bei der Auswahl des Sortiments und der weltweiten Produzenten an und reicht bis zur Kundenberatung. Die Broschüre gibt Tipps für die Ausbildungspraxis.

Broschüre „Nachhaltig im Handel(n)“ (PDF)

BWP 5 -2017: Karriere im Betrieb

In vielen Berufen ergeben sich durch Zusatzqualifikationen und Aufstiegsfortbildungen attraktive Karrieremöglichkeiten. Wie unterstützen und fördern Betriebe ihre Beschäftigten bei der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung? Die Zeitschrift BWP befasst sich mit Karrieremöglichkeiten für beruflich qualifizierte Fachkräfte und richtet dabei den Blick besonders auf Modelle und Konzepte in KMU.

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Der „Rundbrief Ausbildung“ wird ausschließlich im Internetangebot der Bundesregierung www.bundesregierung.de publiziert. Er kann per E-Mail unter folgendem Link abonniert werden: zum Abo.