Über Gehölzschnitt – Teil 2

Es ist ja mehr oder minder ein Traum, so schneiden zu können, dass ein Schnitt nicht zu erkennen ist. Am leichtesten geht das bei Gehölzen mit basitoner Verzweigungsform, bei denen ein paar alte Triebe dicht über dem Boden abgeschnitten werden und fertig.

Leider sind die Aufnahmen etwas verruckelt. Die Spiraea x vanhouttei (Belgischer Spierstrauch) ist in der Mitte etwas dicht und wächst lichtbedingt zur Zaunseite. Vor zwei Jahren war der letzte Eingriff, da war sie stark überaltert und hing bis über den Zaun.

Nun haben wir ein Viertel des Volumens entfernt und schauen, was sich die nächsten zwei Jahre entwickelt. Der Drang zum Licht wird anhalten und kann auch nur begrenzt durch Schnitt ausgeglichen werden. Wichtig ist, dass man sich zurückhält. Es ist immer so, dass man sich sagt: „Ach, der Ast kann noch weg, und der Zweig ja auch noch, das Zweiglein stört…“ und schon ist die Hälfte des Strauches weg. Die Quittung erhält man im folgenden Jahr, wenn man dutzende Wasserreiser erhält und entfernen muss.

Im Späth-Arboretum – welches eine universitäre Einrichtung, ein Gartendenkmal und eine Schauanlage zugleich ist – ist der Gehölzschnitt eine doppelte Herausforderung. Einerseits sollen und müssen die teils Jahrzehnte alten Sträucher verjüngt werden, andererseits sollen sie den natürlichen Habitus behalten, so, wie sie natürlicherweise wachsen. Allerdings führt dies nach einigen Jahrzehnten zum Zusammenbruch der Sträucher: sie sterben ab.
Dann wiederum ist die Geschichte des Arboretums im Widerspruch zur heutigen Nutzung. Ursprünglich von der Familie Späth als Schaugarten und Mutterpflanzengarten angelegt, sind die Ansprüche an einen universitären „botanischen Garten“ ganz anders. Dort werden die Wildarten aufgepflanzt, möglichst in einem geographischen Zusammenhang. Die vielen Zucht- und Gartenformen im Späth-Arboretum sind also für viele Wissenschaftler uninteressant.
Diese Gartenformen, teils kulturgeschichtlich bedeutsame Züchtungen der Späth’schen Baumschulen, müssen aber anders als Wildformen auch im Kontext zur Verwendung gesehen und behandelt werden: in einem gepflegten Garten wird in den seltensten Fällen ein Strauch oder ein Baum sich selbst überlassen. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, wo gehandelt werden muss.
So kann man denn auch zeigen, wie Kulturformen der Gehölze geschnitten werden können, ohne dass man das gleich sieht. Zu den typischen Hausmeisterschnitten und Gartenbauamtskappungen, über die im Teil 3 dieser Serie berichtet wird, muss es ja nicht kommen.

Dieser Acer trautvétteri (Trautvetters- Ahorn, Kaukasus- Ahorn) hat wahrscheinlich einen Pilzbefall, der die Rinde zum Absterben gebracht hat. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren Aussaaten angelegt wurden, wird der Baum aus Sicherheitsgründen entfernt. Weil auch kein Fruchtkörper zur sicheren Bestimmung des Pilzes erkennbar war, musste der Baum mitsamt der Wurzel entfernt werden.

Stamm mit abgestorbener Rinde.

Der ausgegrabene Stubben.

Als letzte Arbeit für dieses Jahr haben wir noch sämtliche Stubbenreste im Arboretum entfernt.

Nächstes Jahr im Januar/Februar wird dann das Schnittgut geschreddert.

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