Superfood ist Superquatsch

Ergänzend zu dem Artikel in der „Süddeutsche Zeitung“ hier noch ein paar gärtnerische Fakten:

Chia – oder genauer die Mexikanische Chia (Salvia hispanica) ist ein einjähriges Salbeigewächs, welches aus Mexiko stammt und keine Nässe verträgt. Angebaut wird sie in den meisten südamerikanischen Ländern und in Australien.

Quinoa (Chenopodium quinoa) stammt ebenfalls aus Südamerika und ist mit unserem heimischen Weißen Gänsefuß (Chenopodium album) verwandt, der ebenfalls als Gemüse, Pseudogetreide oder Futterpflanze verwendet wurde, bei uns in Mitteleuropa allerdings als unerwünschter Aufwuchs (Wildkraut, Unkraut) gesehen wird. Bemerkenswert ist, dass Quinoa in den Anden bis 4200 m Höhe angebaut werden kann und als wichtiger Ersatz zu Mais dient.

Die Gojibeere oder einfacher gesagt der Gemeine Bocksdorn (Lycium barbarum) ist uns wohlbekannt als anspruchsloser Strauch, der überwiegend in der Böschungsbegrünung eingesetzt wird.

Die Schwarze Apfelbeere (Aronia melanocarpa) kommt aus Nordamerika, verbreitete sich Anfang des 20. Jahrhunderts über Rußland im gesamten osteuropäischen Raum. Mittlerweile (seit ca. 30 Jahren!) wird sie auch in Deutschland kultiviert.
Aronia melanocarpa var. grandifolia

Der Nonibaum (Morinda citrifolia L., Syn.: Morinda bracteata Roxb.) stammt vermutlich aus Australien und hat sich über die polynesische Inselwelt verbreitet. Die Wirkung des Fruchtsaftes und der Blätter ist höchst umstritten. Nach dem Probieren lehnen wir uns zurück und hören „Venite, inginocchiatevi“ aus „Le Nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart, gesungen von Alda Noni und begleitet von dem Orchestra de Teatro di San Carlo.

Gerstengras, Gerste (Hordeum vulgare) und Weizengras – Weizenarten Triticum L. sind uns bekannt, auch wenn wir kein Bild vor Augen haben. Das Gras wird getrocknet – kommt uns in einem anderen Zusammenhang bekannt vor – und pulversiert. Wie halten uns an Konrad Adenauer, dem folgender Witz „gewidmet“ ist.
Ein armer Student sitzt vor dem Bundeshaus in Bonn und isst Gras. Nach einer Weile kommt Heinrich Lübke und fragt: „Kein Geld?“ Der Student nickt. Lübke gibt ihm 20 Mark, damit er sich richtig satt essen kann. Etwas später kommt Kurt Georg Kiesinger. Er spendiert eine Mark für eine Currywurst. Wieder etwas später kommt Adenauer, sieht den noch immer Gras essenden Studenten, greift in die Tasche und gibt dem Studenten 40 Pfennig. „Hier“, sagt Adenauer, „fahren Sie mit der Fähre rüber nach Rhöndorf. Da ist das Gras höher und saftiger.“

Moringa (Moringa oleifera ‚Moringo‘) stammt von der arabischen Halbinsel und kommt heute im gesamten ostafrikanischen Raum vor. Der „Pferdemeerrettichbaum“ enthält Senfölglykoside genau wie unser heimischer Meerrettich (Armoracia rusticana).

Rohkakao – Kakaobaum (Theobroma (aus griechisch θεός theos ‚Gott‘ und βρῶμα broma ‚Speise‘) cacao) stammt aus Südamerika. Die Pflanze ist in vielen botanischen Gärten in der Nutzpflanzenabteilung zu finden.

Natives Kokosöl wird aus der Kokospalme oder Kokosnusspalme (Cocos nucifera) gewonnen. Das Hauptverbreitungsgebiet und die Hauptanbaugebiete liegen zwischen 15 Grad südlicher und 15 Grad nördlicher Breite und weisen eine mittlere Jahrestemperatur von 27 Grad Celsius auf. Im Winter braucht sie eine Temperatur von nicht unter 20 ° C. Das macht sie auch als Zimmerpflanze zu einer schwierigen Pflanze, weil sie bei diesen Temperaturen schnell von Schädlingen befallen wird.

Hanf (Cannabis sativa) (siehe auch Gras) ist einjährige, krautige Pflanze. Der Samen wird nicht nur als Vogelfutter verwendet. Der Samen gilt mittlerweile als ganz normales Lebensmittel.

Zusammenfassend sei noch gesagt, dass immer wieder Pflanzen „neu entdeckt“ werden, die es schon lange gibt. In den meisten Fällen wird das schlechte kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft ausgenutzt, um neue Produkte zu verkaufen. Bis dahin verlassen wir uns auf unsere Oma, die gesagt hat, „es nutzt nix, aber es schadet auch nichts.“