Kulturhorizont

Mein WORT des Jahres ist Kulturhorizont. Das schönste, treffendste und positiv wirkende Wort, welches ein zusammengesetztes Substantiv, also zwei Wörter istsind, lief mir vor einigen Wochen bei einem meiner gesamtgesellschaftlichen Teilhaben (auch ein Kandidat gewesen: Teilhabe) über den Weg. Kulturhorizont bezeichnete in diesem Zusammenhang nicht die Sollsicht von Menschen, die aus welchen Gründen auch immer unser Land aufgesucht haben und hier bleiben wollen im Sinne von Leitkultur – Liebe Leitplanken und Esse unsere Bratwurst! – sondern die Sicht von uns Deutschen auf die Vielfalt an Kulturen und Gebräuchen, die unseren Horizont, unseren Kulturhorizont eben, erweitern. Ganz in diesem Sinne kann es natürlich auch nahe liegen, dass Menschen, die nicht in Deutschland geboren sind, ebenfalls ihren Horizont erweitern und andere kulturelle Gepflogenheiten kennen lernen und auch akzeptieren. Also hinnehmen, dass ihre Welt eine Welt ist, die hinter ihnen, hinten am Horizont liegt und nicht so ohne den ganz großen Aufwand – Dschungel auf dem Abenteuerspielplatz, Reisfeld im Schrebergarten, Loja Dschirga im Rathaus etc. – zu erreichen ist. Während eine Leitung immer eine Grenze setzt, zieht, stellt der Horizont zwar eine Grenze dar, die man aber nie erreichen wird, weil sich der Horizont ständig verschiebt, bis er das Unendliche angenommen hat. Philosophisch betrachtet ist eine Horizonterweiterung also die Erweiterung ins Unendliche, weil mit jedem Schritt in eine Richtung sich auch die empfundene Grenze verschiebt, diese jedoch nie erreicht, geschweige denn überschritten werden kann, wie z.B. eine Leitplanke. Bildlich gesprochen, gehen wir auf einem unendlichen Laufband in alle Richtungen vorwärts, auch wenn wir rückwärts gehen. Selbst was nach dem Diesseits kommt ist jenseits des Horizontes, im Himmel, da, wo allen Kulturen nach, paradiesähnliche Zustände das Selbst reflektieren, es sei denn, man landet in der Hölle. Dann ist man aber selber Schuld, weil man ja ständig Grenzen überschritten hat, anstatt den Horizont zu erweitern.
Unser städtischer Horizont ist begrenzt durch sichtbare Blockaden wie quadratische, praktische Formen, bewusste Grenzen wie Zäune, Tiergartengitter oder Absperrbänder, unbewusste Vorurteile wie unbekannte Gerüche, fremde Bilder, verkürzende und verzerrende Darstellungen wie vom Hörensagen, „Bild“ und anderer Boulevard. Öffnet sich der Blick ins Weite, Grüne, Organische, Runde, nehmen wir dort erscheinende Bilder ganz anders wahr: erweiternd, freier, gesünder, ebenbürtig, zu dem Selbst dazugehörend. Wir sehen in der Ferne und im Ganzen: Den Horizont, eine fein gezeichnete, verschwimmende Linie aus Grün und Luft, Bäumen, Wolken, Konturen von Bergen, Dörfern, Städten mit Kirchtürmen, Schlössern, Burgen, Minaretten und einem Trabant.


(Ein Klick auf das Bild öffnet eine größere Ansicht)

“Niemand ist anbetungswürdig außer Allah. Mohammed sein Gesandter”.

Links:
Ahmadiyya in Wikipedia
Die Berliner Moschee und Mission der Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung des Islam, (Lahore). (PDF)
Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland e.V.

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