updated June 2000

Baustelle Arboretum der Humboldt Universität zu Berlin - Abteilung System


Home
Landscaping
Profession
School
Neue Pflanzennamen
Arboretum Hintergrund

Rekonstruktion des Wasserbeckens ("Brunnen") in der Abteilung System

nach historischem Vorbild.



Abb.: Wasserbecken im ehemaligen Späth'schen Rosarium (um 1940)

Abb. (oben): Zustand vorher
Abb. (unten): Nach der Rekonstruktion

Das alte Wasserbecken war seit Jahren nicht mehr funktionstüchtig. Nachdem die Bauabteilung der HU Mittel bereitgestellt hat, konnten die Arbeiten beginnen.
Ziel war es, das Becken bis zum Traditionsfest am 18. und 19. September fertigzustellen und dem Arboretum zum 120jährigen Jubiläum zu übergeben. Die Zeit war sehr knapp bemessen; Wir begannen am 16. August mit der Baustelleneinrichtung. Vorauszuschicken ist, dass der Ausbilder der Gruppe mit Rundschalung keinerlei Erfahrung hatte und die Auszubildenden am Ende ihres ersten Ausbildungsjahres standen. Also alles ausgesprochen günstige Voraussetzungen für diese Veranstaltung...
Wir nahmen erst die Masse von dem alten Becken ab und begannen gleichzeitig mit dem Abriss des Beckenbodens. Nachdem wir an einem gut erhaltenen Stück die Schalung angepasst hatten, rissen wir die Beckenwände ab. Dann konnte der Einbau des ersten Schalungsviertel beginnen.
Die Schalung gestaltete sich ausserordentlich schwierig. Wir hatten ursprünglich erwogen, eine Stahlung aus Stahl von Metallbauern herstellen zu lassen, gingen dann aber davon wieder ab, weil die Metallschalung ungünstige Eigenschaften in Bezug auf Verdichtung und Anpassung aufweißt.
Wir nahmen also 4mm Vorsatzschalung und 10er-Kantholz und bauten daraus die übliche Schalung, wobei wir aber auf eine durchgehende Verspannung verzichten mussten; das Becken sollte ja dicht bleiben. Zuerst bildete die Aussenschalung kein Problem, war sie doch einfach mit Schnureisen zu verankern. Die Innenschalung dagegen warf Probleme in Bezug auf die Verankerung auf, sodass wir uns entschlossen, erst den Boden des Beckens zu giessen. Dazu wurden die Armierungseisen eingelegt und verrödelt, dann die Dehnungsfugenbänder eingemessen und eingelegt und anschliessend gegossen.
Jetzt hatten wir eine massive Grundlage für die Innenschalung, die wir mit 14x160 Schrauben am Teichboden befestigten. Zunehmend machte sich Frustration breit, weil die Abmessungen an einer Stelle immer wieder durch Korrekturen an anderer Stelle verändert wurden. Jetzt machte auch die Aussenschalung wieder Probleme, weil sie nicht durchgehend im Lot befestigt war. Nachdem wir mit etlichen Kanthölzern und Schnureisen nachgeholfen haben, stand einem Giessen des ersten Viertels nichts mehr im Wege.

Schon beim Giessen traten erhebliche Probleme auf. Durch die Verdichtung des Betons entstand enormer Druck, dem die Verspannung besonders im unteren Bereich und im Bereich der Schalungshaut nicht gewachsen war: Die Schalung ging unten teilweise um 10cm auseinander.
Nach dem Ausschalen beschlossen wir, die Schalhaut durch 8mm Schalungsvorsatz zu ersetzen und die Zwanghölzer zu ersetzen. Ferner wurde die Verankerung der Aussenschalung verdoppelt und zusätzliche Keile eingebaut.
Die Probleme traten nun beim Einbau der Vorsatzschalung auf: 8mm sind nun mal schwieriger zu biegen als 4mm-Vorsatzschalung. Es bedurfte aller 24 Hände, um die Vorsatzschalung an ihren Platz zu bringen und zu befestigen. Bei der Aussenschalung war die Spannung so gross, dass wir auf eine Befestigung verzichten konnten.
Gross war auch die Spannung beim Giessen, ob die Schulung hält, mit Erleichterung stellten wir fest, dass diesmal sich bis auf die Abdichtung an der Arbeitsfuge nichts mehr bewegte. Verdichtet wurde der Beton mit Aussenrüttlern, die durch zwei Schlagbohrmaschinen imitiert wurden.
Mit den beiden letzten Vierteln wurden die Ergebnisse so gut, dass wir uns entschlossen, unser verunglücktes erstes Viertel abzureissen und nochmal zu bauen. Die letzten zwei Viertel plus dem Ersten bauten wir innerhalb von drei Tagen!

Die Schalung wurde insgesamt fünf mal verwendet; das Wasserbecken wurde in 4 gleiche Teile eingeteilt, die Arbeitsfugen haben gleichzeitig die Funktion von Dehnungsfugen. Dazu wurde ein Dehnungsfugenband eingebaut. Die Arbeits- und Dehnungsfuge ist geschlossen konzipiert, d.h. sie ist geschlossen einbetoniert.
Mit jedem Guss wurde das Ergebnis besser, sodass wir uns entschlossen, den verunglückten ersten Teil wieder abzureissen und neu zu bauen. So hatten wir am Ende 5 Viertel gebaut....
Zum Traditionsfest waren wir also fast fertig, das Wasserbecken konnte zumindestens eingeweiht werden. Dies besorgten der Bürgermeister von Treptow, Herr Siegfried Stock, der Bezirksstadtrat Herr Stahr, der Dekan der mathematischen naturwissenschaftlichen Fakultät I Professor J.P. Raabe, der Leiter der Arbeitsgruppe Botanik und Biologie Didaktik Professor Wiedenroth, der Kustos des Späth-Arboretums der Humboldt-Universität, Dr. Paul Brückner und die Technische Leiterin des Späth-Arboretums der Humboldt-Universität, Frau Heidrun Kostial. Angestossen wurde mit einem guten Glas Sanddornsaft. In vier Stunden war das Becken voll (mit Wasser, nicht mit Sanddornsaft...).

Die letzte Herausforderung ist die sogenannte Aufkantung, eine Tropfnase innen und aussen, der obere Abschluss des Beckenrandes, der auch noch nach innen geneigt ist. Diese Aufkantung schalten wir extra ein.
Die Schalung wurde aus 15mm dicken und 30mm breiten Leisten hergestellt, die den Rundungen entsprechend exakt angepasst werden konnten. Der Grund wurde mit Haftkleber vorbehandelt und der Betonmischung ein Schnellbinderzusatz zugefügt.
Wir danken dem Späth-Arboretum für das entgegengebrachte Vertrauen, denn es war bis zum Beginn der Arbeiten nicht klar, ob wir erfolgreich sein würden.

SeitenanfangMail to: tlamp